Mastering: tote Kunst?

„Mal eben schnell laut“ vs „Wumms und Klarheit“

Heute widmen wir uns einem wichtigen und gleichzeitig missverstandenem Thema der Musikproduktion: Mastering. Mastering ist der letzte und entscheidende Schritt während der Fertigstellung eines Songs. Es stellt sicher, dass dein Track auf möglichst vielen (Am besten JEDEM) Wiedergabegerät ideal übertragen wird. Mastering ist ein technisch hochkomplizierter und kreativer Vorgang der viel Erfahrung, Empathie, Übung und ein ausserordentlich gutes Gehör verlangt. Dennoch herrscht bei vielen Menschen Verunsicherung:

  • Brauche ich wirklich ein professionelles Mastering?
  • Kann ich das nicht selber machen?
  • Kann das nicht ’ne KI?

Auf dem Markt gibt es viele Tools, online sowie offline, die Künstlern teilweise umsonst oder mit wenigen Klicks professionelle Masterings versprechen. Doch können diese Algorithmen wirklich einen Mastering Ingenieur ersetzen? Wir wollen uns heute diesem Thema widmen und unsere Sicht auf diese Diskussion mitteilen.

Was ist Mastering eigentlich?

Mastering bezeichnet den Prozess der finalen Klangbearbeitung einer Tonaufnahme. Es umfasst das Anpassen der Lautheit (also des Durchschnitts-Pegels), das Balancieren des Frequenzspektrums und die Korrektur von Fehlern, um einen einheitlichen und professionellen Klang zu gewährleisten. Ziel ist, dass dein Track auf allen Wiedergabesystemen konsistent und hochwertig klingt. Zum Mastering-Prozess gehören aber auch kreative Entscheidungen wie z.B. die Abfolge der Tracks bei einem Album, eventuelle Übergänge zwischen Songs o.ä.

Die Bedeutung des Berufes eines Mastering Engineers hat sich im Laufe der Zeit verändert. Anfangs – Mitte der 1930er Jahre – waren diese Menschen sogenannte „Transfer-Ingenieure“. Sie mussten dafür sorgen, dass die Übertragung der Aufnahmen vom Aufnahmeraum1 oder Tonband auf den Vinyl-Master technisch gelingt. Diese hochspezialisierten Ingenieure hatten einen schwierigen Job: Nur ein Quäntchen zu viel Pegel konnte teure Schäden an den Vinyl-Rohlingen oder den Sticheln der Schneidemaschinen hervorrufen.

Mastering Engineer2

Schon damals fanden diese Tüftler heraus, dass man mit Equalizern und Dynamikprozessoren (Kompressoren) den Signal-Rausch-Abstand, Pegel und daher auch den Klang an sich, bzw. die wahrgenommene Qualität verbessern konnte. Das sind die Vorgänge, die wir heutzutage als Mastering bezeichnen. Es gibt jedoch auch Schattenseiten: Zum Beispiel fingen Musiklabels und Konsumenten damit an, lautere Master vorzuziehen, da sie subjektiv besser klingen und gegenüber leiseren Konkurrenztracks eher Aufmerksamkeit erzeugten. Dieser Vorgang ist heute unter dem Begriff „Loudness War3 bekannt und hat zu sehr unschönen Ergebnissen geführt. Mittlerweile hat sich die Situation jedoch gebessert, da Musik heutzutage hauptsächlich gestreamed wird und die Streaming-Anbieter Normalisierung durchführen. Dazu jedoch später mehr.

Mastering war noch bis vor kurzem eine elitäre Kunst, die nur wenige Menschen beherrschten und durchführen konnten. Die Gründe dafür waren:

  1. Das – hauptsächlich analoge – Equipment ist/war sehr teuer
  2. Der Zugang zu Wissen war sehr beschränkt
  3. Mastering Engineers benötigen ein ausgezeichnetes Gehör, viel Wissen und noch viel mehr Erfahrung

Die ersten beiden Punkte haben sich mittlerweile stark verändert: Mastering findet heutzutage verstärkt auch „in the box“ statt und die Plugins werden immer besser und erschwinglicher. Was früher mühsam durch Ausbildungen, Bücher und Trial-And-Error herausgefunden werden musste, kann man sich in Zeiten von Youtube und Co. nun auch für kleines Geld – oder sogar umsonst beibringen. Was sich jedoch nicht verändert hat, ist Punkt 3 – allen großen Versprechen der PlugIn- und „KI“-Industrie zu Trotz.

Warum ist Mastering wichtig?

Ein gutes Mastering sorgt dafür, dass Ihre Produktion den professionellen Standards des Musik-Marktes entspricht und im Wettbewerb mit anderen Tracks bestehen kann. Ein gut gemasterter Track klingt nicht nur besser, sondern beeinflusst auch das Hörerlebnis positiv und erhöht die Chance auf Erfolg im Musikmarkt. Oftmals kommen beim Mastering Probleme zum Vorschein, die beim Mixing einfach noch nicht hörbar waren, weil vielleicht auf niedrigeren Pegeln oder mit weniger Summenkompression gearbeitet wurde. Charakteristisch dafür sind z.B. scharfe S-Laute in den Vocals, generell zu viel „Top End“ oder auch ein schwammiger Subbass.

Um zu verdeutlichen, welchen Unterschied ein professionelles Mastering macht, hören Sie hier ein Klangbeispiel der Band MODUS. Der Song heisst REIBER und stammt aus dem Album „Nachtwächter“, welches wir 2021 für Streaming-Plattformen gemastered haben. Der Mix war schon sehr gut, allerdings merkt man schon einen deutlichen Unterschied zum fertigen Master. Alles klingt zusammenhängender und knackiger. Aber hören Sie selbst:

  • Mix
  • Master

Wie funktioniert Mastering?

Mastering ist die Kunst der kleinen Schritte. Selten werden massive Einstellungen vorgenommen. Denn wenn das nötig erscheint, liegt meistens ein größeres Problem im Mix vor. Ein guter Mastering Engineer weiss genau, welche Geräte er kombiniert und wo die Sweet Spots liegen. Jeder Song verlangt darüber hinaus eine andere Herangehensweise. Hier ein grober Überblick über die einzelnen Schritte

  1. Vorbereitung: Stellen Sie sicher, dass der Mixdown in der höchstmöglichen Qualität vorliegt. 24Bit sind Pflicht, die benötigte Samplerate ist abhängig von der Einstellung in der Aufnahme oder Mixing-Session. Manchmal ist es erforderlich, Instrumente und Stimmen getrennt zu bearbeiten.
  2. Aufmerksames Hören: Der gelieferte Mix muss mehrfach aufmerksam gehört werden, um Problemstellen zu identifizieren. Wichtig ist hierbei, auf einen korrekten Abhörpegel zu achten.
  3. Fehlerkorrektur: Unerwünschte Geräusche oder Störungen werden behoben.
  4. Automation: Falls nötig, werden Makro-Dynamik oder auch Plugin-Einstellungen mithilfe von Automationskurven manipuliert
  5. Entzerrung: Überbetonte Frequenzbereiche werden im Pegel reduziert und unterbetonte angehoben. Dieser Vorgang kann mit Equalizern erfolgen, aber auch mit anderen Mitteln, wie z.B. einer Bandmaschinen-Emulation.
  6. Kompression: Die Dynamik des Materials wird angeglichen – meist mithilfe von Kompressoren und/oder Limitern.
  7. Kreative Klangmanipulation: Wenn gewünscht, kann dem Song durch das Verwenden dedizierter Geräte ein bestimmter Sound verliehen werden. Dazu gehören Tape-Machines oder Plugins, aber auch EQs mit bestimmten Charakteristika.
  8. Limiting: Verhindere Übersteuerungen und bringe den Durchschnittspegel auf ein professionelles Level.
  9. Stereo-Breite: Die Stereobreite wird angepasst, um dem Track die gewünschte Links-Rechts Weite zu geben.
  10. Finalisierung: Metadaten, Fades, evtl. Track-Reihenfolge werden festgelegt und die finale Datei im gewünschten Format exportiert.
  11. Probehören: Der fertige Master muss nun auf verschiedenen Geräten gegengehört werden. So stellen wir sicher, dass wir unser Ziel erreicht haben und der Song perfekt übertragen wird. Falls das nicht der Fall ist, muss weiter optimiert werden.
Mastering Console4

Wie viel kostet ein Mastering?

Die Kosten für ein professionelles Mastering variieren. Es gibt Online-Tools wie Bandlab, die Mastering gratis anbieten. Und es gibt 4-stellige Tagessätze bei den besten Engineers der Welt. Es kommt daher auf das Budget und die Intention an. Für „schnelle“ Demo-Master muss man nicht viel Geld ausgeben, für professionelle Masterings sollte man sich die Zeit nehmen und in ein paar unabhängige und geschulte Ohren investieren.

Onlinetools sind eine gute Möglichkeit, um Demo-Master schnell zu erstellen. Sie sind aber definitiv kein Ersatz für ein professionelles Mastering: Dort haben sie die Möglichkeit, das Ergebnis exakt nach Ihren Wünschen zu verändern oder bestimmte Feineinstellungen auf Basis vorhandener Settings vorzunehmen. Anders bei den sogenannten „KI-Tools“, wo es meist nur grobe Einstellungen („loud“, „clear“, „NY“ etc…) sind und keiner Ihnen die eventuellen Schwachstellen im Ausgangsmaterial aufzeigt.

Wenn Sie ein professionelles Mastering suchen, mit der Möglichkeit, Anpassungen vorzunehmen, sind wir gerne für Sie da. Die Kosten für Song-Mastering bei Vellocet Audio betragen:

– Basic-Mastering (digital; 1-2 Spuren): 60€ (inkl. 2 Revisionen)

– Advanced Mastering (digital/analog; 1-2 Spuren): 80€ (inkl. 2 Revisionen)

– Demo-Mastering (1 Revision): 25 € pro Song an (1 Spur)

Wenn Sie ein Mastering für ein Hörbuch, Hörspiel, Podcast, Film o.ä. suchen, bieten wir Ihnen gerne massgeschneiderte Lösungen an. Treten Sie einfach mit uns in Kontakt.

Mastering DIY – „Kann ich das nicht selbst machen?“

Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung im Mastering Bereich, hatten wir bereits einige Kunden, die zuvor selbstständig ihre Alben gemastert haben. Auf Rückfragen, wie zufrieden sie mit ihrer Arbeit sind, bekamen wir selten positives Feedback. Ein Kunde berichtete uns beispielsweise, dass es zwar eine interessante Erfahrung gewesen sei, er nun aber noch mehr Respekt vor der Arbeit eines Mastering Engineers hätte.

Theoretisch kann also jeder mit den freien und teils auch kostenlos zugänglichen Informationen und Tools selbst mastern, ABER:

  • Mastering Engineers haben eine emotionale Distanz zu den Songs, die sie bearbeiten. Sie hören und sehen alles neutral und treffen daher oft die besseren Entscheidungen als der Künstler, der emotional mit seiner Musik verbunden ist.
  • Professionelle Mastering Engineers haben exzellente Ohren und hören anders, als viele Musiker. Wenn Musiker bei jedem überbetonten Resonanzpeak der Lead-Stimme zum EQ greifen würden, wäre der Spass schnell vorbei – und die Performance gleich mit.
  • Mastering Engineers wissen um bekannte Schwachstellen aus jahrelanger Erfahrung. Sie kennen ihr Equipment, kennen die Manuals teilweise auswendig und setzen sich mit Technik anders auseinander als Musiker oder Produzenten.

Kann das nicht ’ne KI?

Von iZotope’s Ozone bis LandR – es gibt unzählige Hersteller, die einem für wenig Geld professionelle Resultate versprechen. Und es gibt auch nichts dagegen einzuwenden, diese zu benutzen. Aber wie so oft, muss man sich die Frage stellen, was man für ein Resultat erwartet. Wenn man ein schnelles Demo-Master einer Band braucht, kann man sich natürlich mit einem kostenlosen Online-Mastering Tool beschäftigen. Allerdings werden Sie hier schnell an Grenzen stossen:

  • Revisionen auf Basis des letzten Masters sind bei Online Diensten nur schwer möglich
  • 100% kostenlos sind sie auch nicht – Sie bezahlen mit ihren Daten
  • Die Einstellungen sind meist sehr grob
  • Diese Tools können nicht empathisch auf ihre Musik bzw. ihr Feedback reagieren und machen erst einmal vor allem laut

Fazit:

Mastering ist ein äusserst wichtiger Prozess bei der Musikproduktion. Um „mal eben lauter“ zu machen eignen sich Onlinetools und all-in-one Mastering-Lösungen, vor allem wenn das Budget knapp ist. Wenn Sie jedoch hohe Anforderungen an das Endergebnis haben, werden Sie nicht um ein professionelles Mastering herumkommen. Hochwertiges Mastering muss nicht teuer sein – kontaktieren Sie uns einfach und wir finden eine Lösung.

  1. https://13db.de/mastering/grundlagen/intro-geschichte-entwicklung-mastering/ ↩︎
  2. Von Mr. Littlehand – Flickr: Memphis Sun Studios record master, CC BY 2.0 ↩︎
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Loudness_War ↩︎
  4. By File:Master+ studio2.jpg: Masterplusderivative work: Pittigrilli – This file was derived from: Master+ studio2.jpg:, CC BY-SA 3.0 ↩︎

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